Für den 16-jährigen Bike-Addict ist das Mountainbiken mehr als nur eine mögliche zukünftige Karriere. Eines ist klar: Yanick liegen Fahrräder im Blut. Schon seit Jahren ist er auf zwei Rädern unterwegs. Bereits als Kleinkind ahmte er seinen Vater, ein begeisterter Enduro-Motorradfahrer, nach, und machte den heimischen Garten mit Sprüngen, Drehungen und mehr zur Rennstrecke. Als 4-Jähriger machte er bei den Bike Days Solothurn die ersten Erfahrungen auf dem Mountainbike – er trug dabei einen Motorradhelm und machte Motorradgeräuschen nach. Das Mountainbiken hat ihn sofort gefesselt – genau wie seine Eltern. Mountainbiken wurde fester Bestandteil des Familienlebens. „Es gibt eine solche Coolness in der Community“, merkt sein Vater an. Nun steht Yanick vor der nächsten Herausforderung: sein letztes Jahr bei der U17, bevor er als Junior an Rennen teilnimmt. Hier kommt das Twostroke ins Spiel, ein zuverlässiges Fahrrad, mit dem er die nationalen Serien und die Europameisterschaft in Angriff nimmt und tagtäglich intensiv trainieren kann. Er entschuldigt sich fast dafür, dass er keinen Leistungsmesser hat, und merkt an: „Wenn ich jetzt schon alles hätte, wofür würde ich dann trainieren?“ Er macht einen weiteren Wheelie und wartet darauf, dass das Training an seiner Elite-Sportschule, der Sportakademie Solothurn, beginnt. Unter den Jugendlichen findet ein spielerischer Wettkampf statt. Der Trainer, Roland Richner, schaut genau hin und gibt, wenn nötig, Input. Die bewaldete Rennstrecke mit steilen, wurzeligen Anstiegen und noch wurzeligeren Abfahren ist ideal für die Team-Staffel. Mit 16 Jahren ist Yanick der Stärkste, aber die jüngeren Schüler sind ihm dicht hinterher. Er ist eindeutig nicht der Einzige, der Interesse an der Nationalmannschaft hat. Nach der Schule muss ihn seine Mutter nicht mehr Shuttlen; derzeit hält sie beim Wandern nach neuen Trails Ausschau. Der hochmotivierte Yanick ist unabhängig und fährt mit Leichtigkeit den Berg hinauf. Seit den Zeiten, in denen er auf einem ausrangierten Fahrrad den Garten unsicher machte, ist viel passiert. „Ich liebe es immer noch zu spielen“, sagt er und zeigt dabei sein charakteristisches Grinsen. „Ich liebe alles: die technischen Trails, die Downhills, die Überholmanöver, die nassen Wurzeln.“ Sein Twostroke ist wie eine Verlängerung seiner selbst und bewegt sich instinktiv mit ihm. „Es ist wie ein Jump Bike, aber so leistungsstrak“, schreit er, bevor er kontrolliert einen Double springt, sanft weiter fährt und sich dann weit über seinen Lenker lehnt, um den ausgewaschenen Anstieg zu bewältigen. Es gibt Momente, in denen man im Gespräch mit Yanick die Einstellung eines zukünftigen Profis erkennt – eine Haltung, die er von seinem langjährigen Trainer übernommen hat. Andere Male, wenn er einen schwierigen Trail gefahren ist oder Instagram-Videos angesehen hat, kochen seine Emotionen über und man erkennt den kleinen Jungen, der Motorradgeräusche nachgeahmt hat. Sie sagt das ganz sachlich, ohne Anzeichen von Egoismus oder Überheblichkeit. Dass sie sich gerne anstrengt, ist eine Charaktereigenschaft, die sich über ihre Arbeit und ihre Freizeit erstreckt – die sie meist mit dem Fahren von Cross-Country-Mountainbikes verbringt. Sie gibt auch zu, dass sie kein Morgenmensch ist, es sei denn ein Abenteuer wartet auf sie. Zum Glück für die 34-jährige Claudia fehlt es ihr aber nicht an Abenteuern, seit sie vor sechs Jahren mit dem Mountainbiken angefangen hat. Nach einem Zwischenstopp als treuer Fan und Zuschauer von Fahrradrennen wollte die Diplom-Sportwissenschaftlerin etwas mehr Action: „Ich wollte das Gefühl der Zufriedenheit erleben, das ich bei anderen sah, als sie nach einem herausfordernden Rennen die Ziellinie überquerten.“ Sie war sofort Feuer und Flamme – sie fuhr lieber Mountainbike als zu laufen, wo sie sich auf die immer gleiche 10-km-Runde beschränkt fühlte. Es ist so viel intensiver einen Gipfel mit dem Mountainbike zu bezwingen als nur mit dem Lift hochzufahren. „Meine Ausdauer war anfangs nicht großartig, also bin ich nicht so weit gefahren, aber jetzt, da ich fitter bin, hat sich mein ganzes Leben verändert.“ Das ist keine Untertreibung. Fahrräder spielen in Claudias Leben eine wichtige Rolle, sowohl beruflich als auch privat. Ihr soziales Leben spielt sich hauptsächlich auf dem Fahrrad ab, erklärt sie mit einem Grinsen. An den Wochenenden ist sie in Bike Parks, bei MTB-Marathons und auf dem Rennrad unterwegs, aber das Twostroke lässt in letzter Zeit ihr Herz schneller schlagen. „Es ist unglaublich“, erklärt die ehrgeizige Fahrerin, „ich war so überrascht, als ich meine Lieblingsstrecke mit dem Twostroke gefahren war. Ich habe auf Strava sowohl bergauf als auch bergab neue Bestzeiten erzielt.“ Sie zeigt ihr Telefon, um den Beweis zu liefern: „Ich hätte nie eine neue persönliche Bestzeit auf dieser Strecke erwartet, schon gar nicht ohne Dropper, aber ich fühlte mich sehr sicher. Die Geometrie ist so ausbalanciert, dass ich auf jedem Trail eine Linie finden kann, ohne Angst zu haben, den Grip zu verlieren.“ Um das zu beweisen, fährt sie eine Linkskurve runter vom Anstieg auf der Waldautobahn, rein in die nasse, steile Abfahrt, die sie mit Finesse bewältigt. Da Claudia im Salzburger Umland wohnt, hat sie Berge jeder Form und Größe direkt vor der Haustür. Und eine große Auswahl an Strecken, die sie auswendig kennt und je nach Zeit und Wetter auswählt. Bei Claudias Trainingsintensität ist es nicht verwunderlich, dass sie sich auf dem Fahrrad so wohl fühlt. „Ich habe gerne Ziele“, verrät sie bescheiden. „2020 sollte das Jahr für die Salzkammergut Trophy werden – eines der extremsten MTB-Rennen Europas mit über 220 km und 7.000 Höhenmetern. Ein Rennen, bei dem es darum geht, überhaupt ins Ziel zu kommen. Als Frau wird man schon gefeiert, wenn man die Trophy in unter 16 Stunden bewältigt. Die schwarze Zahl auf dem Lenker bedeutet eine Menge. Sie hat ihre Hausaufgaben gemacht, gründlich über die Wahl des richtigen Fahrrads nachgedacht und sich aufgrund des geringen Gewichts und der Leistung für das Twostroke entschieden: „Marathons werden immer technischer und da die Fahrräder immer leistungsfähiger werden, ist ein Kilogramm weniger ein großer Vorteil.“ Oberhalb der Baumgrenze merkt Claudia, dass es Zeit ist umzukehren: Lunch Rides können halt nicht ewig dauern. Yanick Binz fährt aus einem Grund Bikes: Er liebt es zu Shredden.
Röti, Balmberg, Weissenstein, die Namen der Berggipfel über Solothurn gehen Yanick wie selbstverständlich von den Lippen. Er streckt sich und zeigt auf einen Gipfel hinter einem Dach. „Dorthin werden wir später fahren“, sagt er. Er strahlt, wenn er von seinen Home Trails spricht, auf denen er sich und sein Twostroke an die Grenzen bringt. „Dann fahren wir in den „Tropical Trail“ und arbeiten uns durch die Wälder meines Großvaters. Diese Tour dauert etwa zwei Stunden.“ Angesichts seines Alters ist seine Kenntnis der lokalen Topographie beeindruckend.
Ob er seinen Motor heutzutage immer noch so laut aufheulen lässt? Das bleibt wohl ein Geheimnis zwischen ihm und seinem Twostroke.Claudia Egginger gibt gerne zu, dass sie sehr ehrgeizig ist.
Voller Endorphinen in den Adern rast sie zurück Richtung Salzburg und Realität. „Das reicht für heute!“, sagt sie fröhlich. „Mittags brauche ich nur einen kleinen Hügel, um glücklich zu sein.“
Twostroke