Die vergessenen Strassen
Wenn man den Fahrspass durch das Unbekannte noch steigern kann, was spricht dann dagegen?
Die Blätter fallen von den Bäumen und es wird langsam kälter. Aber wir wollten noch ein letztes Abenteuer erleben, bevor der Winter einbricht. Wo könnte man besser ein Herbst-Abenteuer erleben als in der Lombardei in Italien? Dieses Mal stand jedoch ein Abenteuer mit dem gewissen Etwas auf dem Programm. Mit unseren brandneuen Roadmachine X machten wir uns auf den Weg, um unseren eigenen Giro di Lombardia zu verwirklichen und die Wege zu erkunden, von denen ein perfekt abgestimmtes, renntaugliches Rad nur träumen kann - der Giro di Lombardia X sozusagen. Dies ist die Geschichte dieser Tour. Der Weg, den die Profis nicht nehmen
Die Rush Hour in Como dröhnt rund um uns herum. Es ist noch dunkel, als die Autos vorbeirasen, um pünktlich ins Büro zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt fahren wir wie wahnsinnig - eine ganz andere Art von effiziertem Fahren - um der Stadt zu entkommen. In zwei Tagen, wenn die Profis den gleichen Streckenabschnitt der Giro di Lombardia fahren, kommen sie in den Genuss von abgesperrten Strassen - wir nicht. Das ist übrigens der einzige Teil der heutigen Etappe, den wir so schnell wie möglich hinter uns bringen wollen; den Rest wollen wir voll auskosten.
Unsere Route ähnelt der des World Tour-Rennens von Como nach Bergamo, allerdings mit einigen entscheidenden Unterschieden. Den grössten Teil unserer Route fahren die Profis nicht, obwohl solche Wege für viele Radfahrer Normalität sind: Nebenstrassen, Feldwege und sogar Singletrails. Es ist eine abenteuerlichere Route voller Umwege, die uns dazu zwingt mit unseren Roadmachine X den Steigungen und dem Gelände ins Auge zu sehen und uns an die Art von Fahrradkultur zu erinnern, mit der wir aufgewachsen sind. Ehe wir uns versehen, biegen wir von der Hauptstrasse ab und erreichen den Anstieg zum Civiglio. Man kennt ihn von den vergangenen Auflagen der Giro di Lombardia, aber in der Realität ist er viel steiler, als er im Fernsehen aussieht. Er ist zwar nicht auf der Route für 2021 geplant, aber für uns ist es das perfekte Warm-up für die mehr als 5000 Höhenmeter, die heute auf dem Programm stehen.
Dran bleiben Nachdem die World Tour Lecco passiert hat, sieht man im Fernsehen stundenlang nur das ständige Auf und Ab von malerischen Bergtälern und altertümlich anmutenden Dörfern, die schneller vorbeirauschen, als man sie wahrnehmen kann. Dieses ständige Auf und Ab ist ein charakteristisches Merkmal der Voralpenregion mit ihren endlosen Serpentinen an den Talhängen, die weit entfernte Dörfer miteinander verbinden. Für Radfahrer ist diese Region wenig erforscht (abgesehen von Selvino natürlich), was sie für unser Vorhaben perfekt macht: sich auf das Wie und Warum des Radfahrens einzulassen, anstatt nur die Strecke mit Blick auf die Zahlen auf dem Fahrradcomputer im Auge zu haben.
Unsere geplante Route ist 210 km lang, auf einem Bike, das die Möglichkeiten unseres Abenteuers neu definieren soll. Laut komoot verlaufen zwei Drittel der Strecke auf einer Strasse, das restliche Drittel ist aufgeteilt auf Radwege, ungenau definierte “Wege” und ebenso wage beschriebene “Nebenstrassen”. Es gibt auch 5 km Singletrail, am oberen Ende eines sehr reizvollen Gravel-Abschnitts, der sich oberhalb des Muro di Sormano erstreckt, bevor er zum Gipfel des Ghisallo hinunterführt. Diesen möchten wir unbedingt fahren.
Warum auch nicht? Wenn man mehr Spass am Radfahren haben kann, indem man Unbekanntes entdeckt…
Die Realität Bei Sonnenuntergang die 19 Haarnadelkurven von Selvino hinunterzufahren, endet in einem Rennen nach Bergamos Città Alta. Das werden die Profis ebenfalls machen - ihre Motivation ist ein Platz auf dem Podium, unsere eine Pizza mit Blick auf die Lichter der Stadt. Abgesehen von den Auszeichnungen und der Strecke ist Radsport nun mal Radsport, und so ist es nicht verwunderlich, dass jede Version der Giro di Lombardia, egal ob in der traditionellen oder in der neuen Variante, in einem Rennen endet.
Es wird viel geschwitzt, einige Schimpfwörter fallen, wir müssen ein paar Meter tragen und es gibt viele Wow-Momente. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit variiert mit dem Profil des Geländes, aber wen interessiert das schon. Endlich fahren wir durch eine Landschaft, die uns jahrelang gereizt hat, und biegen auf Wege und Pfade ab, die wir vom Strassenrand aus gesehen haben und die uns bisher zu unwegsam oder einfach zu abgelegen zum Fahren erschienen. Jede neue Abzweigung fühlt sich wie ein Neuanfang an. Sogar die Radwege versetzen uns einen Kick.
Das Bike
Von schnellem, glattem Asphalt bis hin zu Singletrack-Gravel und allem, was dazwischen liegt, brauchten wir ein Bike, das alle Bedingungen meistern kann. Die Roadmachine X liefert das perfekte Setup. Der bewährte, leichte Roadmachine Carbon-Rahmen mit Endurance Geometrie für lange Tage auf dem Sattel, die breite Übersetzung der SRAM Force AXS 1x Gruppe und 33-mm-Reifen, die alles wegsteckten, was wir ihnen vorgesetzt haben.
ROADMACHINE X